Polit-Experten zur SPÖ: „Vom Regen in die Traufe“

„Man ist jetzt genauso klug wie vorher“, sieht Peter Filzmaier für die Partei das „schlechtest mögliche Ergebnis“ bei der Mitgliedebefragung, denn: „Man kommt laufend vom Regen in die Traufe. Jetzt steht man da mit einer Kampfabstimmung, die per se ja nichts Schlimmes ist, nur ein anderes Wort für Demokratie. Aber wie immer diese ausgeht – es wird eine Herkules-Aufgabe, die beiden Lager zu vereinen.“ Die „tiefen Gräben“ zwischen Befragungs-Gewinner Hans Peter Doskozil und der scheidenden Chefin Pamela Rendi-Wagner seien nahtlos zu den Gräben zwischen Doskozil und Herausforderer Andreas Babler geworden.
Bei der Parteitags-Abstimmung sieht Meinungsforscher Christoph Haselmayer die besseren Chancen auf Seiten Hans Peter Doskozils: „Er hat die besten Karten, das Match in der Verlängerung zu gewinnen, weil viele delegiertenstarke Länder hinter ihm stehen.“ Und: Selbst wenn von Anfang an bekannt war, dass die Mitgliederbefragung nicht bindend ist, müsse man festhalten: „Doskozil ist als Erster über die Ziellinie gegangen.“
Mit einem hohen Ergebnis kann bei der Abstimmung der insgesamt 609 Delegierten wohl keiner der beiden Kandidaten rechnen; die Fehler seien laut Filzmaier jedenfalls schon viel früher passiert, im „Verhandlungs-Tohuwabohu“ rund um die Art und Abwicklung der Befragung. Und in der derzeitigen Situation könnte „ewig weitergestritten werden“.
Ein Deal zwischen den Kontrahenten Doskozil und Babler sei laut Filzmaier auch vor den Auseinandersetzungen in den Gremien unwahrscheinlich gewesen: „Welche Posten will man vergeben? Man weiß ja auch nicht, ob man die nächste Nationalratswahl gewinnt.“
Abspaltung? „Auf kurze Sicht nicht …“
Was wäre nun, wenn Doskozil gewinnt? Filzmaier: „Dann kann das Babler-Lager immer noch sagen: ,Man hat uns die Stichwahl genommen.'“ Geht es aber um die Zeit danach, also um die Nationalratswahl, meint wiederum Haselmayer: „Mit Babler wäre die SPÖ eindeutig politisch links ausgerichtet. Die Wahlen werden in Österreich in der Regel aber in der Mitte gewonnen. Auch das könnte ein gewisses Asset für Doskozil sein.“
Und im Fall eines Babler-Sieges am Parteitag? Dann könnte sich die burgenländische SPÖ vielleicht sogar verabschieden, wie Filzmaier meint: „Es muss ja nicht gleich eine Abspaltung sein.“ Zumindest nicht auf kurze Sicht, da würde man Verbündete verlieren. „Aber langfristig weiß niemand, was passiert ...“