Als St. Georgen seine Kirchenglocken bekam

Das Glockengeläut ruft zum Innehalten, zur Andacht und zum Gebet auf. Glocken stehen für die gegensätzlichen Pole, zwischen denen das Leben hin und her schwingt. Der Klang der Glocke, der „von oben auf uns herabschwebt“, verbindet Himmel und Erde, begleitet das Leben in all seinen Höhen und Tiefen. Daraus ergibt sich die große Bedeutung der Kirchenglocken für die Dorfgemeinschaft. Bereits 1641 wird von zwei Glocken berichtet.
In der Pfarrchronik ist zu lesen, dass 1670 die große Glocke vom Glockengießer Balthasar Herold in Wien gegossen wurde. Sie zeigt neben dem Bild des Hl. Georg auch eine Darstellung der Muttergottes. Im 1. Weltkrieg mussten drei Glocken abgeliefert werden. Erhalten geblieben ist nur das „Züngenglöcklein“, das Sterbeglöcklein aus dem Jahre 1748. Die Pfarre bemühte sich bald wieder neue Glocken zu bekommen. 1923 wurden bei der Firma Max Samassa in Wr. Neustadt vier neue Glocken bestellt und feierlich geweiht. Diese mussten im 2. Weltkrieg, am 21. Jänner 1942 abgeliefert werden.
Wieder versuchten die Gläubigen rasch zu neuen Glocken zu kommen. Damals fuhr der spätere Bürgermeister Georg Hahnekamp mit seiner Frau zum Rohrreißen nach Oggau. Dabei fanden sie einen großen Haufen Patronenhülsen im Schilf, wahrscheinlich von der Fliegerabwehr. Sie nahmen eine Probe mit und erkundigten sich, ob diese Hülsen ein geeignetes Material für Glocken wären. Dies war der Fall, also brachten sie mit einem Pferdewagen, wegen der strengen Kontrollen mit hohem Risiko, die Hülsen heimlich nach St. Georgen.
Daraus ließ man drei Glocken für die Kirche und eine für die Xaverikapelle gießen. Trotz der Bemühungen, neue Glocken zu beschaffen, war der Glockenklang nicht schön, man musste sie austauschen. Im Oktober 1949 fand die „zweite“ Glockenweihe statt.
