Migration im Bezirk Neusiedl: Wilder Herbst, ruhiger Winter

Erstellt am 02. Februar 2023 | 04:58
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In den vergangenen drei Jahren stieg die Zahl der Geflüchteten kontinuierlich an.

 Im vergangenen Jahr wurden rund 81.000 illegale Migranten im Burgenland aufgegriffen. Zum Vergleich: 2021 waren es 20.000, 2020 etwa 3.000 Flüchtlinge. Top-Aufgriffsbezirke österreichweit sind die Bezirke Neusiedl am See und Oberpullendorf. Im Neusiedler Bezirk werden etwa 53 Prozent der im Burgenland angehaltenen Fremden aufgegriffen. 365 Schlepper wurden 2022 im Burgenland festgenommen, auch diese Zahl ist stark gestiegen.

Wir haben uns in Grenzgemeinden umgehört und bei Polizeisprecher Helmut Marban nachgefragt, wie die Lage derzeit zu beurteilen sei.

„Die Lage hat sich ein wenig entspannt, wir müssen das aber trotzdem weiter genau beobachten, damit man nachhaltige Voraussagen treffen kann.“

„Aktuell gibt es burgenlandweit um die 100 Aufgriffe pro Tag, es ist also durchaus ein Rückgang zu verzeichnen. Dieser Umstand setzt sich aber aus verschiedenen Faktoren zusammen. Einerseits liegt es sicher an der winterlichen Wetterlage, andererseits ist bei manchen Gruppen, wie den Tunesiern und Indern, seit 1. Januar durch das Visumsabkommen mit Serbien ein großer Rückgang zu verzeichnen. Insofern hat sich die Lage ein wenig entspannt, wir müssen das aber trotzdem weiter genau beobachten, damit man nachhaltige Voraussagen treffen kann“, so Marban.

Der Höhepunkt der Migrationswelle fiel im vergangenen Jahr auf den Oktober. Dass es ungemütlich wird, sobald Flüchtlingsströme direkt im Ortsbild ersichtlich sind, weiß auch der Nickelsdorfer Bürgermeister Gerhard Zapfl (SPÖ). Er führt bei einer Pressekonferenz zu diesem Thema aus: „Was im Herbst zur Beunruhigung beigetragen hat, war zum Beispiel, dass man vor unserer Volksschule 25 Flüchtlinge während der Schulzeit aufgegriffen hat, weil sie eben von einem Schlepper dort ausgesetzt worden waren. Das ist keine angenehme Situation und derartige Bilder bieten leider auch Angriffsfläche für Rechtspopulisten, die solche Vorkommnisse benutzen, um auf Social Media eine gewisse Dramaturgie zu erschaffen.“

Keine Auswirkungen auf die Kriminalstatistik

Tatsächlich ist es laut Polizeisprecher Marban mit absoluter Sicherheit so, dass die Grenzübertritte im Burgenland keine Auswirkungen auf die Kriminalstatistik im Eigentumsdeliktsbereich haben. Einzig die Zahl der gefassten Schlepper mit 365 über das ganze Jahr hinweg trägt zur Erhöhung der Kriminalstatistik bei. Der Tenor aus Grenzgemeinden wie Pamhagen, Andau oder auch Halbturn lautet, dass die Lage im Herbst kritischer gewesen, es jetzt im Winter allerdings etwas ruhiger geworden sei.

Landtagsabgeordneter und Bürgermeister von Deutsch Jahrndorf Gerhard Bachmann (SPÖ) schildert die aktuelle Flüchtlingssituation in seiner beschaulichen Grenzgemeinde wie folgt: „Durchschnittlich haben wir hier jeden Tag einen Aufgriff von Flüchtlingen, hin und wieder sogar im Ortsgebiet. Ich würde sagen, die Situation ist unverändert. In unseren Wäldern wird viel Unrat zurückgelassen, manche Teilbereiche sind massiv verschmutzt. Bei der heurigen Flurreinigung werden wir noch mehr engagierte Personen brauchen, um durch alle betroffenen Waldstücke streifen und den ganzen Müll raustragen zu können. Meiner Meinung nach müssten die Gesetze dahingehend adaptiert und verändert werden, sodass die Anreize abgeschafft werden.“