Nachtleben im Bezirk Neusiedl: Insider Bar schließt

Erstellt am 26. Jänner 2023 | 06:05
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Der regelmäßige Nachtlokalbetrieb ist passé, einzelne Veranstaltungen boomen.

Kommendes Wochenende wird das letzte sein, an dem die Insider Cocktail Bar in der Golser Marktgasse regulär als Nachtlokal geöffnet hat. Ihr Inhaber Richard Göschl übernahm das Lokal bereits vor 35 Jahren von seinen Eltern und arbeitet seit nunmehr 42 Jahren in der Gastronomie. Nun ist die Zeit gekommen, sich von einer der am längsten bestehenden Bars im Bezirk zu verabschieden.

Vielen war das „Insider“ auch aus dem Weinzelt des Golser Volksfests ein Begriff, wo Göschl auch seit zwanzig Jahren ein Fixstarter ist. Wollte man bis zum letzten Volksfest vor der Pandemie seine Heimreise nach dem offiziellen Ende des Volksfestes noch ein wenig aufschieben, war Göschls Bar ein Garant für gute Unterhaltung. Doch auch diese After-Hour ließ man im letzten Jahr bereits weg, die Anrainer danken es ihm. Als die Coronakrise zuletzt an Bedeutung verlor, blieben die Besucher dennoch aus. Stammgäste von früher sind nur noch vereinzelt vorhanden, das Ausgehverhalten der Jugend ist ein anderes.

„Ich kenne das ja auch von meinem 18-jährigen Sohn“, führt Göschl aus. „Da wird nicht mehr wie einst jedes Wochenende Freitag und Samstag fortgegangen, sondern eher ein-, zweimal im Monat.“

Insofern geht der 58-Jährige nun dazu über, die Tore des „Insiders“ als Nachtlokal nur noch zu speziellen Anlässen zu öffnen. Dazu zählen etwa der Thomasmarkt, alljährlich am letzten Samstag vor Weihnachten (mit Beginn schon in den Morgenstunden), oder vereinzelte Konzerte. Ganz vorbei ist die Ära des altehrwürdigen Lokals allerdings noch nicht. Das seit jeher als Doppellokal geführte Insider (Cocktailbar) und Outsider (Wirtshaus) wird umstrukturiert. So wird nun die bald ehemalige Insider Cocktailbar künftig montags, dienstags und freitags ab jeweils 18 Uhr als Wirtshaus betrieben. Das Ambiente kann man also nach wie vor, wenn auch in einem anderen Rahmen, genießen.

Höhen und Tiefen des Nachtlebens

Die sporadische Lokalöffnung ist allerdings eine Herangehensweise, die man sich als Wirt leisten können muss. Das weiß auch Norbert Pillinger, der Inhaber der Discothek Caribic in Frauenkirchen.

„Regelmäßig aufsperren bringt es nicht mehr, da haut es dich von den Personalkosten auf, weil die Fortgehkultur heutzutage eine andere ist“, so seine Meinung dazu. Sein Lokal bleibt etwa im Sommer geschlossen, da es von Mai bis August ohnehin unentwegt andere Feste gibt, die einen geballten Besucheransturm verunmöglichen. Sein Zugang ist nun, zusammen mit seiner 18-jährigen Tochter Annabell etwa alle zwei Wochen Events zu planen und diese dann auf diversen Social Media Plattformen zu bewerben.

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Es ist noch nicht ganz vorbei: Göschls Insider bleibt montags, dienstags und freitags als Wirtshaus geöffnet.
Foto: BVZ

„Früher ist man durch den ganzen Bezirk gefahren und hat Plakate aufgehängt, jetzt macht man ein Posting und erreicht damit seine gesamte Zielgruppe“, so Pillinger über die Vorzüge des digitalen Zeitalters. Und sein Plan geht auf, die Discothek Caribic ist regelmäßig gut gefüllt.

Weniger rosig sieht es derzeit im St. Andräer Papa Joe’s aus, dem Lokal von Inhaber Joe Lang. Er hält noch an regelmäßigen Öffnungszeiten fest, allerdings mehr aus Gewohnheit, denn aus Umsatzstärke.

„Das Lokal muss ich wegen der Pension, die ich ebenfalls betreibe, sowieso heizen, da kann ich mich auch gleich hinstellen“, so Lang etwas resigniert. Müsste er dafür noch Personal bezahlen, wäre diese Herangehensweise aber ein Ding der Unmöglichkeit. Auch er setzt auf Veranstaltungen im Nachtlokal. Kommenden Samstag findet wieder eine 2-Euro-Party statt, denn „man kann den Kopf nicht in den Sand stecken, die Hoffnung stirbt zuletzt“.