Bezirk Oberwart: Manager betrogen eigene Firma um 170.000 Euro

Erstellt am 13. März 2023 | 12:42
Lesezeit: 4 Min
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Leitende Mitarbeiter stellten Scheinrechnungen an eigene Firma aus und wurden wegen Betrugs verurteilt.
Foto: Symbolfoto: Grusho Anna, Shutterstock, Grusho Anna
Es ging so leicht: Zwei leitende Angestellte einer Firma mit Zentrale im Bezirk Oberwart fertigten 28 Scheinrechnungen an und ließen sich fast 170.000 Euro überweisen.

Ein 40-jähriger Wiener und ein 51-jähriger Niederösterreicher waren bis zirka vor einem Jahr bei einer Firma mit Sitz im Bezirk Oberwart beschäftigt gewesen. Beide haben bis heute finanzielle Probleme. Um Budgetlöcher zu stopfen, entwickelten sie einen perfiden Plan: Sie stellten der eigenen Firma Scheinrechnungen aus und ließen sich das Geld auf die eigenen Konten überweisen.

Am Freitag, 10. März, standen die beiden Ex-Angestellten des Unternehmens vor Gericht.

Der Jüngere war Leiter der Rechnungslegung gewesen, der Ältere Koordinator für Serviceleistungen.

Der 51-Jährige behauptete vor Gericht, er habe vor Beginn der Malversationen seine Vorgesetzten auf angebliche Unregelmäßigkeiten und Missstände bei der Verrechnung von Serviceleistungen hingewiesen, habe aber kein Gehör gefunden und dann nicht nur resigniert, sondern die Idee geboren, selbst falsche Rechnungen auszustellen.

„Wir wurden immer frecher“

„Es ging so leicht“, hatte er bei der Polizei zu Protokoll gegeben. Das Geld sei „anstandslos“ überwiesen worden, er und sein Kollege seien „immer frecher“ geworden.

Im April 2021 legten die beiden die erste Scheinrechnung über 4.734 Euro. Anstatt die Vorgesetzten darauf hinzuweisen, dass dies ein „Test“ gewesen sei, der zeigen sollte, wie einfach Betrügereien im eigenen Unternehmen zu begehen seien, und das Geld zurückzuzahlen, stellten die leitenden Angestellten noch im selben Monat weitere gefälschte Rechnungen aus.

Monatlich 4.000 Euro Zusatzgehalt

Durchschnittlich 4.000 Euro Zusatzgehalt ließen sie sich monatlich überweisen. Insgesamt wurden 28 Scheinrechnungen ausgestellt. Der Schaden beträgt bei drei Gesellschaften, die alle vom Bezirk Oberwart aus verwaltet wurden, knapp 170.000 Euro.

Der 51-Jährige hatte im Frühjahr 2022 schon gekündigt, als der Schwindel aufflog: Zwei Rechnungen mit einem Gesamtbetrag von 20.000 Euro waren von seinem Kollegen einer polnischen Firma zugeordnet worden, enthielten aber einen slowakischen IBAN. Die Überweisung klappte nicht. Ein Inkassobüro, das den beiden Angeklagten selbst gehörte, bemühte sich um die Eintreibung des Betrages.

Schwindel flog wegen Ungereimtheiten auf

„Die Buchhaltung sagte, es schaut komisch aus“, berichtete ein ehemaliger Vorgesetzter der Angeklagten.

„Wollten Sie sich selbst zu Fall bringen, um endlich aufzuhören?“, fragte Richterin Alexandra Klima den jüngeren Angeklagten, der diese letzten Rechnungen fingiert hatte.

„Ich gehe davon aus, dass das mitspielte, weil es mich so sehr belastete“, bestätigte dieser. Er habe starke Psychopharmaka genommen und nicht mehr schlafen können.

Familiäre Probleme führten zu finanzieller Notlage

Dies jedoch nicht nur wegen der Betrugshandlungen bei der eigenen Firma, sondern wegen massiver Probleme in der Familie: Seine Tochter war von einem Familienmitglied sexuell missbraucht worden, die Gattin des Angeklagten erlitt ein Burnout. Der ehemals gut verdienende Familienvater rutschte in eine prekäre finanzielle Situation.

Der bereits vorbestrafte 51-Jährige hatte mit einer eigenen Firma Schiffbruch erlitten und beging die Betrungshandlungen, um nach seiner Scheidung sein Leben zu finanzieren.

„Es ging in allen Belangen bergab“, sagte der 51-Jährige, der für drei minderjährige Kinder sorgepflichtig ist. Das ganze Leben sei „zerfallen“. „Es war eine dämliche Entscheidung und es hat nicht geholfen“, gestand er sich ein.

„Es waren 28 Entscheidungen!“, ermahnte ihn die Richterin.

„Hätten Sie aufgehört, wenn es nicht aufgefallen wäre?“, fragte die Richterin.

„Es war eine Erleichterung, als die Polizei zur Untersuchung kam“, sagte der 51-Jährige.

„Das Wasser stand bis zum Hals“

„Irgendwann stand das Wasser bis zum Hals. Irgendwann ist es wie Autopilot. Man steht daneben und fragt, warum“, erinnerte sich der 40-Jährige. Er sei mittlerweile geschieden, habe einen Selbstmordversuch hinter sich und sei seit acht Monaten beim Psychiater.

„Was soll ich sagen? Ich bin noch da. Möchte mich dem stellen, Wiedergutmachungen leisten und dieses düstere Kapitel beschließen“, sagte der 40-Jährige.

Er wurde zu 1440 Euro Geldstrafe und neun Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt, sein Ex-Kollege zu 18 Monaten Freiheitsstrafe, davon sechs Monate unbedingt.

Den Schaden von 170.000 Euro müssen sie gutmachen. Das Urteil ist rechtskräftig.